Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 asph. Super-Vario-Elmar

Erfahrungsbericht – Test – Review

von Elmar Egner

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Vorwort zum SL 16-35mm 3.5-4.5

Eigentlich bin ich ja nicht so der Zoom-Typ. Ich mag Festbrennweiten, einfach weil ich mich darauf eingeschossen habe. Es ist immer eine Art Gewohnheit. Ab einem bestimmten Level aufwärts muss man sich ja beim Thema Abbildungsleistung heute keine Gedanken mehr machen – das alte Argument der Leistungsfähigkeit bei Zooms vs Festbrennweiten löst sich am High Level / Top Level langsam auf. 

Vor ein paar Monaten hatte ich das Vergnügen, eine Panasonic S1R testen zu können. Da war das 24-105 Kit-Objektiv dabei, das so schlecht nicht ist. Richtig vergnüglich wurde der Test aber erst dadurch, das von FOTO-GÖRLITZ zeitgleich ein Paket mit ein paar LEICA SL Sachen bei mir eintrudelte. Darunter auch das Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 ASPH.. Letzteres war quasi das erste „Fremdobjektiv“, das ich an die S1R setzte. Ich war in dem Moment sofort geflasht. Die Farben waren intensiver, das Sucherbild und die Ergebnisse gleich klarer. Das kann doch nicht sein, oder?

Irgendwie scheinbar doch. Ich weiß nicht, was die Objektive (womöglich vermittels ihrer Firmware) den Kameras heute so vorgeben. Ich hatte das Gefühl, dass sich im Farbmanagement der Panasonic etwas verändert hatte. Leider lassen sich solche Gefühle schlecht belegen. Mal sehen, ob ich zumindest etwas davon zeigen kann.

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Haptik und Handling des SL 16-35mm 3.5-4.5

Das Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 asph. kommt solide daher. In Sachen SL-Objektive ist es eher auf der leichten Seite. Zumindest balanciert es gut an der Kamera (sowohl Panasonic S1R als auch Leica SL, wo es die meiste Zeit saß). Ich hatte es zum Spaß auch mal an der Leica CL verwendet. Das war spannend, aber immer noch machbar. Das Objektiv verändert die Brennweite komplett intern, es ändert seine Länge also nicht beim Zoomen. Die Bedienringe (Brennweite und Fokus) sind geriffelt gummiert und sehr gut blind zu finden. Alles wirkt solide und wetterfest; kein unnötiges Spiel irgendwo. Es stellt sich selbst beim Arbeiten in den Hintergrund, weil es einfach perfekt funktioniert. Genau so erwarte ich das in der Preisklasse auch.

In der Benutzung ist es tadellos. Da man es gut mit der rechten Hand an der Kamera balancieren kann, muss die linke nicht so sehr als Stütze fungieren. Das verhindert versehentliches Verstellen durch Aufstützen. Der Zoomring ist gut gedämpft und hat ein weiches Losbrechmoment. Man hat keinen höheren Anfangswiderstand zu überwinden und zoomt dann plötzlich mehr als gewollt, nein, es ist alles exakt einstellbar. Beim manuellen Fokussieren ist es ähnlich. Butterweich und genau auf den Punkt. 

Bildqualität

Natürlich muss man da jetzt gucken, was man schreibt. Mit diesem Objektiv lassen sich fantastisch klare, kontrastreiche und scharfe Bilder zaubern. Gegenlicht wird sehr gut verarbeitet, es gibt nur leichte Flares, die bei Zooms auch wirklich sehr schwer heraus zu bekommen sind. Die Farbwiedergabe ist sehr exakt und lebendig. Bei 16mm verzerrt es minimal, bleibt aber rectilinear. Soll heißen man sieht einfach den Weitwinkeleffekt ohne eine allzustarke Krümmung gerader Linien.

Obgleich eine Fokusnachführung beim Zoom erfolgt habe ich stets neu fokussiert, das ist einfach so drin. Fokussieren geht sehr schnell und exakt. Das macht richtig Freude, schnell auf Situationen reagieren zu können. Vignettierung bei jeweiliger Offenblende ist minimal und lässt sich sehr einfach korrigieren falls nötig. 

Erfahrungsbericht subjektiv

Wenn ich so drüber nachdenke, dann kann man auf der technischen Seite eigentlich kaum was über das Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 ASPH. schreiben. Es funktioniert einfach perfekt. Ich habe in der Verwendung gemerkt, dass es mir einfach viel Freude bereitet hat. Normalerweise bin ich nicht jemand, der ausschließlich Brennweiten unter 35mm dabei hat. Aber bei diesem Objektiv war auch der Spieltrieb/ die Kreativität geweckt, so dass ich auch mal mit „nur“ mit 16 bis 35 Millimetern los zog. Für mich eher ungewöhnlich, es zeigt mir aber, dass mich das Objektiv in der Hinsicht „Damit werde ich sicher coole Fotos machen können.“ überzeugt hat. Man möchte damit Perspektivspiele machen, man hat Freude am Weitwinkel. Und wenn es ans Arbeiten damit ging, konnte ich mich drauf verlassen. Wenn diese beiden Komponenten zusammen kommen, Freude und Zutrauen, dann hat man ein Werkzeug gefunden, das einen durch viele Situationen begleitet kann. Wäre eine Leica SL nun endlich mein… Ja, dann wäre das Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 ASPH. meine nächste Investition. Ich weiß nicht, ob ich dann „noch mehr“ weitwinklig arbeiten würde. Was ich aber weiß, ist, dass sich die Qualität meiner Ergebnisse in diesem Bereich eher erhöhen würde. Nicht, weil meine aktuellen Objektive schlecht wären. Es ist eher, dass mich die Problemlosigkeit, mit dem Leica SL 16-35mm 3.5-4.5 ASPH. tolle Bilder zu zaubern, etwas inspiriert. Und das ist ein subjektives und zugegebenermaßen recht angenehmes Gefühl. (Und ja, es ist nicht die Kamera, sondern der Fotograf, der die Bilder macht. Wenn letzterer allerdings sich wohler fühlt… Tja. ?  )