Leica M3 – Ein analoger Traum

Erfahrungsbericht – Test – Review

von Mehrdad Samak-Abedi

Vorgeschichte

Als ich begann, mich für die Fotografie zu interessieren, war bei Leica gerade seit ein oder zwei Jahren die M6 auf den Markt gekommen. Ich war ein absoluter Laie und hatte wirklich kaum Ahnung von der Fotografie, aber ich wollte damals schon gerne eine Leica M. Warum, das wusste ich eigentlich gar nicht, aber alle wollten sie, also musste sie gut sein. ;) Tatsächlich fand ich damals schon die Größe der Kamera wirklich sehr interessant.

Es war die Zeit, in der die Spiegelreflexkameras den Markt mehr und mehr dominierten. SLR Kameras hatten und haben diverse Vorteile gegenüber einer Sucherkamera wie der Leica M, aber der Mythos der Leica M war längst nicht tot zu kriegen. Bis heute übrigens nicht.

Die Geschichte der Leica M sollte im Grunde allen Interessierten bekannt sein. Das muss ich jetzt hier nicht noch einmal aufkochen. Vielmehr will ich hier heute über eine Kamera schreiben, die in meinen Augen ein echter Meilenstein war und im Grunde bis heute, in der sehr modernen Leica M10, deutlich wiederzufinden ist.

Wenn man heute die Leica M3 und die neueste M, die Leica M10, nebeneinander betrachtet, erkennt man, wie revolutionär die Leitz Kamera AG damals eigentlich war und wie zeitlos ihr Design ist.

Warum ist die Leica M3 so besonders?

1954 stellte die Firma Leitz die Leica M3 vor. Sie hatte im Grunde so gut wie nichts mehr mit den zuvor auf dem Markt befindlichen Leitz Kameras gemein. Der Sucher wurde komplett neu gestaltet. Während man vor der M3 noch Messsucher und Rahmensucher getrennt hatte, schaffte es Leica diesen nunmehr in einem kombinierten Messsucher zu konstruieren. Dabei hat der Sucher eine Vergrößerung von 0,91, wodurch man im Prinzip das Bild in Lebensgröße sieht. Es werden verschiedene Leuchtrahmen automatisch eingeblendet, je nach dem, was für ein Objektiv angeschlossen ist. Die M3 kann die Sucherrahmen 50, 90 und 135mm einblenden.

Ferner wurde ein komplett neuer Bajonett Anschluss mit der Leica M3 vorgestellt, welcher bis heute in den Leica M Modellen unverändert Verwendung findet.

Mit der Leica M3 wurden erstmals alle möglichen Zeiten (1-1/1000s) des Verschlusses auf ein Zeitenwahlrad auf der Oberseite platziert.

Interessant zu wissen: Die Leica M3, die M2 und die M4 sind die einzigen analogen M’s die über einen zeitverzögerten Selbstauslöser mit unterschiedlichen Zeiten verfügen. Ich meine, 10 Sekunden ist hierbei das längste. Erst ab der M5 fiel das Vorlaufwerk der Elektronik zum Opfer.

Die Leica M3 war damals eine echte Revolution. Sie krempelte den Kameramarkt ganz schön um.

Warum analog?

Es gibt keinen sachlichen Grund dies zu tun. Punkt!

Digital hat so viele Vorteile gegenüber analog, dass jeder Versuch, dies zu leugnen, lächerlich wäre. Von der Aufnahme bis zu der Möglichkeit, das fertige Foto am Bildschirm (erst einmal) zu betrachten, ist digital analog unschlagbar überlegen.

Ich kenne einige Fotografen, auch Profis, die aber durchaus noch gerne und viel analog fotografieren. Ich glaube, wer heute noch analog fotografiert, ist aber eher ein hoffnungsloser Romantiker. Und das meine ich durchaus positiv. Es ist wohl die Freude an der Mechanik des vergangenen Jahrhunderts okay Jahrtausends, die viele in ihren Bann zieht. Diese alten Kameras sind zum Teil wirklich wahre Ingenieurs-Meisterstücke. Viele gebaut für die Ewigkeit, will man fast schon sagen. Die meisten Modelle brauchen Strom eigentlich nur für den Belichtungsmesser, die moderneren Analogen freilich auch für den Autofokus, Filmtransport und ähnliches.

Böse Stimmen würden sagen, die Hipster haben die analoge Fotografie wieder für sich entdeckt. Ich würde aber sagen, in vielen jungen Menschen eben auch ein Künstler in sich steckt. So ist beispielsweise die Lomografie eine Kunstform, die viele Anhänger findet, eben auch vor allem bei jungen Menschen.

Warum eine Leica M3?

Warum sollte man heute noch mit der Leica M3 fotografieren wollen? Weil diese Kamera einfach ein richtig geniales Stück Kameratechnik ist!

Wie oben schon beschrieben, ist die M3 in vielen Belangen einer heute sehr modernen, aber für viele eben zu teuren Kamera wie der M10, ähnlich. Man bekommt mit der M3 eine präzise gefertigte, qualitativ sehr hochwertige analoge Kamera mit Messsucher, die es ermöglicht, eine Vielzahl an Objektiven von den unterschiedlichsten Herstellern zu nutzen.

Die Leica M3 hat keinen internen Belichtungsmesser. Für viele ist das ein Ausschlusskriterium, mir hingegen macht sie das nur umso sympathischer. Sympathischer vor dem Hintergrund, dass ich analog tatsächlich aus reiner Leidenschaft fotografiere. Negativfilm, den ich ausschließlich nutze, ist im Gegensatz zur digitalen Fotografie längst nicht so empfindlich was Überbelichtungen anbelangt ,wie es die digitale Fotografie ist. 2-3 Blenden Überbelichtung und man kann aus den Lichtern immer noch viele Details herausholen. Es reicht also tatsächlich, die Belichtung grob zu schätzen, oder Belichtungsmesser-Apps vom Smartphone zur Kontrolle einmal pro Lichtsituation herzunehmen.

Ich habe in letzter Zeit schon einige analoge Kameras genutzt. Auch eine Leica M6 nannte ich mal meine, aber ich muss gestehen, die Leica M3 ist die Kamera, die ich wirklich extrem bereue verkauft zu haben!

Die gesamte Mechanik dieser Kamera ist extrem hochwertig und robust gefertigt. Ich erinnere mich zum Beispiel bei der M6 sehr häufig an einen dejustierten Messsucher, wenn ich nur ein wenig unachtsam mit ihr umgegangen bin. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech mit meinem Exemplar. Mit der M3 hatte ich sowas nie. Ich hatte das Gefühl, im Zweifel die Kamera als Hammer nutzen zu können ohne dabei irgendwas an der Kamera zu zerstören. Der schöne Spannhebel, das leise Klacken, wenn der Verschluss sich öffnet und wieder schließt. Alles an der M3 schreit nach: „Benutz mich so lange, wie Du willst! Ich werde Dir immer perfekte Ergebnisse liefern.“

Nun gibt es, wie bereits angedeutet, ja viele tolle analoge Kameras. Nicht nur Messsucher Kameras oder Kameras aus dem Hause Leica. Die Anzahl der verschiedenen Systeme ist schier endlos. Und viele gibt es für kleines Geld. Für jemanden wie mich, der digital auch mit einer Leica M fotografiert, liegt natürlich der Gedanke nahe, sich bei analogen Leicas mit M Bajonett umzuschauen, kann ich doch so alle meine Objektive, welche ich an der Leica M10 nutze, dann auch mit der analogen Kamera nutzen. Natürlich gilt das im Prinzip für alle analogen M Kameras. Ich kenne tatsächlich auch nur die Leica M3 und die Leica M6. Für mich steht mein Favorit soweit jedenfalls fest. Mal sehen, vielleicht teste ich irgendwann auch die anderen analogen Leica M Kameras.

 

Videobericht Leica M3