Leica M 28mm 5.6 Summaron

Erfahrungsbericht – Test – Review

von Daniel Köhler

Daniel Köhler

Renaissance eines Klassikers

„Renaissance eines Klassikers“ schreibt Leica auf ihrer Website um ein erstmal in 1955 auf den Markt gekommenes Weitwinkel-Objektiv anzupreisen. Damals noch als Schraubgewinde und seit 2016 „neu“ aufgelegt für das M-Bajonett. Optisch wurde dabei laut Leica nichts an der ursprünglichen Rechnung des Objektiv geändert, so soll der Charakter des Objektivs in die Moderne katapultiert werden. Auszeichnen tut das Summaron neben seiner 28mm Brennweite auch seine äußert kompakte Bauweise. Es ist das aktuell kleinste Leica Objektiv für die M Kameras und das mit einigem Abstand. Klein, kompakt, 28mm und dazu den Charakter einer „Retro Linse“… das 28er Summaron stand schon lange auf meiner Wunschliste, trotz einer Anfangsblende von nur 5.6, eignet es sich doch perfekt für Straßen- und Reisefotografie.

Dank FOTO-GÖRLITZ durfte ich es im vergangenen Herbst endlich ausgiebig testen – vielen Dank Alex!

HInweis: Alle Bilder in diesem Review wurden mit der Leica M10 und vornehmlich bei Blende 5,6 fotografiert, anschließend mit Lightroom bearbeitet. Jedoch ohne nachträgliches Schärfen oder den Einsatz der Kontrast- oder Klarheitsregler.

Handling

Klein und kompakt sind die großen Stärken des Leica M 28mm 5.6 Summaron. Wer also große Hände hat, wird mit dem eher filigranen 28mm 5.6 Summaron seine Probleme haben, da Blenden- und Fokusring auch eher klein gehalten sind. Letzteres erfordert übrigens einiges an Umdenken gegenüber modernen Leica M-Objektiven. Zum einen gibt es einen sogenannten „Infinity Lock“, dass heiß der Fokusring rastet auf der Unendlichkeitseinstellung ein und muss erst gelöst werden um diesen wieder zu bewegen. Zum anderen ist der Weg von der Naheinstellung bis Unendlich sehr weit, so dass man knapp 3/4 des Objektivs „umrunden“ muss.

Ansonsten ist das Handling und Konstruktion auf Leica typischen sehr hohem Niveau. Das Summaron ist herrlich unaufdringlich und macht jede M Kamera zu einer äußerst kompakten Kamera. Dazu kommt der unwiderstehliche Retro Look, wahlweise in Silber (Standardversion, Kostenpunkt 2550,-€) oder im matten Schwarz (limitierte Auflage, welche aktuell bei eBay mehr als doppelt zu teuer ist). 

Bildqualität

Die Naheinstellung des Summaron beginnt bei einem Meter. Verbunden mit der langsamen Anfangsblende von 5.6 bekommt man hier kein Bokeh-Monster. Ein gewisses Freistellen bekommt man dennoch hin und dann bekommt man ein unauffälliges aber schönes Bokeh geliefert. Wie schon in der 1955er Ur-Version neigt das 28mm 5.6 Summaron zu einer starken Vignettierung bei Offenblende, welche auch Blende 8 oder 11 nicht vollständig verschwindet. Kritische Leser werden dies als Mangel ansehen. Ich war jedoch schon immer ein großer Fan von Vignettierungen und würde diese Eigenschaften eher zu den charakterlichen Vorzügen des Summaron zählen.

Was dem 28mm 5.6 Summaron “fehlt” ist der Look moderner Leica Objektive, sprich Kontrast, Mikrokontrast und Schärfe. Dieser „Biss“ fehlt dem Summaron komplett. Der Bildlook ist eher neutral, klassisch und mit der angesprochenen starken Vignettierung. Man bekommt eher ein Foto wie es die Eltern oder Großeltern gemacht haben als ein hochdynamisches, kontrastreiches Foto heutiger iPhones. Ich denke genau deswegen kauft man sich ein solches Objektiv – wegen dem unvergleichlichen Retro-Look.

Übrigens Schärfe bietet das Summaron natürlich dennoch. Diese vorwiegend in der Mitte bei Offenblende, erst bei Blende 11 sind auch die Ränder komplett scharf. Man bekommt eben das komplette Retro-Programm mit dem Leica M 28mm 5.6 Summaron.

Fazit

Würde ich mir das 28mm 5.6 Summaron kaufen, jetzt nachdem ich es mehrere Wochen ausgiebig Testen konnte? Die Antworte ist ein „eher nein“. Nicht weil mir das Summaron nicht gefällt, im Gegenteil es gefällt mir sogar sehr gut und jeder der ein super kompaktes Reiseobjektiv mit „Charakter“ sucht sollte hier sehr genau hinschauen. Persönlich ist meine fotografische Reise im letzten Jahr stark in Richtung analoger Fotografie gegangen, so dass eine Anfangsblende von 5,6 ein zu großen Kompromiss darstellt. Auch bin ich eher ein Fan von „immer drauf Objektiven“, so dass ich immer eher zu einem Objektiv mit Anfangsblende 2 oder gar 1,4 greifen würde. Für jeden der diese Einschränkung nicht hat und/oder eine High-ISO performante M-Kamera (M10 Monochrom oder M10-R) sein Eigen nennt, sei dieses Objektiv jedoch wärmstens empfohlen.