Leica M APO 35mm 2.0 Summicron 

Erfahrungsbericht – Test – Review

von Mehrdad Samak-Abedi

Es gibt eine Sache die mich bei Leica-M Objektiven immer wieder aufs neue erstaunt: LEICA schafft es sehr oft herausragende Bildleistung in sehr kleine (kurze und im Durchmesser kleine) Objektive zu stecken. Nun ist dies bei M Gläsern einfacher als bei Autofokus Objektiven, aber Leica schafft es oft sie dann noch einmal ein bisschen kleiner zu machen. Nicht immer!

Das APO Summicron 35mm ist ein solches Objektiv. Es ist kaum größer als sein Vorgänger, wohl aber kürzer als das Voigtländer APO Lanthar 35mm.

Aber das alleine ist nicht besonders an dem Objektiv, es ist die Naheinstellgrenze. Mit 30cm ist es das erste mal meines Wissens (ich mag mich irren?), das Leica hier ein Objektiv auf den Markt gebracht hat, welches näher als die 70cm an der M fokussieren kann.

Ich bin absoluter Fan der M und ich bereue es keinen Tag den Schritt in das M System gemacht zu haben, einzig die Naheinstellgrenze fehlt mir manchmal.

Voigtländer, aber auch ZEISS, sind hier schon früher mal 20cm weiter gegangen und der Nutzer mancher Objektive aus deren Haus durfte sich über 50cm Naheinstellgrenze freuen. Leica hat das in meinen Augen bei dem M APO 35mm 2.0 Summicron nicht nur weiter getrieben, sondern auch insgesamt besser gelöst.

30CM NAHEINSTELLGRENZE

Was genau meine ich? Das M APO 35mm 2.0 ist das erste Objektiv, welches ich auch uneingeschränkt für analoge Messsucher-Fotografen empfehlen würde. Anders als bei Voigtländer und ZEISS, hat Leica ein haptische Grenze eingebaut. Eine Kleinigkeit mag man meinen, in der Praxis aber sehr wichtig. Man weiß immer wann man in den vom Messsucher nicht mehr abbildbaren Fokusbereich kommt, durch einen kleinen Widerstand im Fokusring an dieser Stelle. Man muss den Fokusring ein ganz kleinwenig über eine kleine Schwelle „schubsen“.

Ein überprüfen mittels abnehmen der Kamera vom Auge ist nicht mehr nötig.

Die digital Shooter haben hier den Vorteil des Liveviews, zumindest ab der M (Typ240), allen anderen digitalen bleibt noch das Überprüfen nach der Aufnahme und ein sich herantasten, die Analogies aber haben hier unter Umständen wirklich „ein Problem“ mit solchen Objektiven die auch näher als 70cm fokussieren können.

Gerade bei 35mm und f2.0 ist 70cm manchmal einfach zu weit um z.B. ein Objekt mal auch etwas mehr vom Hintergrund mittels öffnen der Blende zu separieren. Auch will man vielleicht manchmal gar nicht so viel Umgebung drauf haben wie man bei 35mm und 70cm Mindestentfernung eben rauf bekommt.

Ich muss zugeben, das alleine dieser Punkt bei dem Objektiv ein sehr starkes „haben-wollen“ Gefühl bei mir auslöst.

BILDQUALITÄT

Da gibt es wenig drum herum zu reden. Grandios! Die Schärfe ist bei Offenblende über den gesamten Bildbereich wirklich beeindruckend. Die Ecken lassen dahingehend auch nichts zu wünschen übrig. Vignettieren tut das M APO 35mm 2.0 Summicron schon ein wenig, aber sehr dezent und mit Abblenden (f2.8-4.0) ist diese vollständig verschwunden.

Abblenden verringert lediglich die Tiefenschärfe erhöht aber nicht wirklich die Schärfe/Mikrokontraste. Hier erinnert es mich schon sehr stark an das Leica APO-Summicron M 50mm. Nachträglich hätte ich mir dafür auch die Naheinstellgrenze von 30cm gewünscht.

Die sehr hohen Mikrokontraste und der schöne abfall der Schärfe in die Unschärfe lassen nicht zuletzt im Nahbereich sehr schöne Bildergebnisse auf den Sensor/Film bannen.

Das Bokeh zeichnet sehr schön weich. Spitzlicher werden recht kreisrund gezeichnet, wenn auch nicht perfekt rund.

Gegenlicht macht dem Objektiv auch nicht wirklich etwas aus. Wer flares sucht der könnte evtl. Enttäuscht sein. Zumindest habe ich es nicht geschafft es zum flaren zu bringen. Ich habe es nicht ausgiebig getestet/provoziert, aber Sterne bei Lichtquellen hinzubekommen ist mir auch nicht wirklich geglückt.

BILDQUALITÄT

Ich denke wer bis hierhin gekommen ist, den wird mein Urteil „Perfekt“! Nicht wundern. Das Leica M APO 35mm 2.0 kann dem Nutzer technisch perfekte Bildergebnisse liefern. Schärfe, Mikrokontraste, Verzeichnung, Bokeh und und und…einfach ein richtig tolles Glas.

Ich will nicht sagen, dass es kein Charakter hätte, aber es ist eben ein hochkorrigiertes Glas. Für den ein oder anderen ist es der heilige Gral, für andere könnte es zu perfekt sein. Manch einer sucht ja die Imperfektion. Ich gebe zu ich hätte das Glas aus verschiedenen Gründen gerne.

  1. Die Naheinstellgrenze
  2. Die Schärfe/Mikrokontraste
  3. Größe/Gewicht
  4. Die Naheinstellgrenze
  5. Das Bokeh
  6. APO ist eben APO
  7. Bevor ich es vergesse: Die NAheinstellgrenze. ;)

Es gibt Alternativen, wenn man nicht zwingend Wert auf das Apochromatische legt auch aus dem Hause Leica, wie das Leica Summicron-M 35mm aber auch die Summarite sind sehr gute Objektive. Hier muss man aber auch auf die Naheinstellgrenze verzichten.

Leica hat es mit dem M APO 35mm 2.0 wieder einmal es sehr schön verstanden technische Perfektion in einem harmonischen Gesamtbild zu packen. Gleichzeitig bringen sie mit diesem Objektiv dem Leica M Nutzer endlich auch ein von einigen (vielen?) die langersehntes kürzere Naheinstellgrenze. Das ganze kommt mit einem stolzen Preis. Wen dieser nicht schreckt: Zugreifen!