Das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 ASPH. – ein Review
Die 50mm Brennweite ist wohl die weitverbreitetste Brennweite unter Fotografen. Meiner Meinung nach zu Recht. Sie gehört in jede Fototasche, egal mit welchem System man fotografiert. Von Street, über Landschaft bis zur Portraitfotografie ist sie eine gute Wahl. Das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 ASPH. gilt unter den 50mm Objektiven allgemein wohl als die Referenz schlechthin. Natürlich konnte ich daher nicht widerstehen, bei diesem Objektiv einen genaueren Blick zu riskieren. Ob mir dieser Blick zum Verhängnis wird?! Lest weiter.
An dieser Stelle also mein Erfahrungsbericht über das Leica APO-Summicron-M 1:2/50 mm ASPH.
Aber zuerst würde ich mich gerne einmal mehr bei FOTO-GÖRLITZ für die Leihgabe bedanken. Danke Dir, Alex!
Wer die Wahl hat, hat die Qual!
Fast jeder Hersteller hat mindestens 2 Varianten der 50mm Brennweite im Angebot, viele auch mehr. Leica hat im M-System aktuell sogar 5 verschiedene 50mm Objektive im Angebot. Hier rede ich nicht von den ganzen Sonder-/Sammlereditionen oder den alten Versionen der entsprechenden 50er. Das Leica Summarit-M 1:2,4, das Leica Summicron-M 1:2, das Leica Summilux-M 1:1,4, das Leica Noctilux-M 1:0,95 und dann eben das Leica APO-Summicron-M 1:2. Bis auf das Summarit habe ich mit den vier anderen bislang mehr oder weniger viel Erfahrung über einen gewissen Zeitraum sammeln können.
Es soll heute hier aber nur um das M-APO-Summicron 50mm 2.0 gehen und ich werde nur hier und da Vergleiche zu meinen gemachten Erfahrungen mit den anderen drei 50mm Objektiven aus dem Hause Leica ziehen.
Wenig überraschend wird wohl meine erste Aussage sein: Es ist egal, welches Leica-M 50mm man nimmt, es ist immer ein Volltreffer! Es kommt letztlich vor allem auf den Geschmack an und natürlich darauf, wieviel man investieren kann oder will. Das Noctilux-M 50mm 0.95 zum Beispiel gilt ja als der feuchte Traum vieler Fotografen. Für diesen Traum muss man dann aber auch gut und gerne einen 5-stelligen Betrag bezahlen – gebraucht bestimmt weniger. Ich hatte das Objektiv eine gewisse Zeit von einem Freund zur Verfügung gestellt bekommen. Ich möchte hier echt nicht provozieren, aber mir persönlich wäre das Noctilux die Investition nicht wert. Nicht weil ich denke, es wäre kein gutes Objektiv – es ist sogar ein ganz hervorragendes Objektiv. Es ist nur ein Objektiv, dessen Stärken und Besonderheiten für mich nicht interessant genug sind, als dass ich bereit wäre, über seine „Schwächen“ hinweg zu sehen.
Kurzer Vergleich zum Leica M 50mm 1.4 ASPH.
Auch das Leica M 50mm 1.4 asph. Summilux bekam ich von einem Freund für längere Zeit geliehen, hierzu werden Elmar und ich demnächst auch etwas schreiben. Vorab mal als kleinen Sneak Peek nur soviel: Die optische Leistung des Objektivs überzeugt nicht umsonst seit vielen Jahren viele Fotografen. Aber auch dieses Objektiv ist nicht frei von Fehlern.
Genau so verhält es sich mit den anderen Leica-M Objektiven. Jedes hat seine Stärken und Schwächen. Je nach den Anforderung, die man als Fotograf jeweilig an das Objektiv eben hat.
Für mich sind bei einem Objektiv für mein Leica-M System neben der Bildqualität auch die Größe, vor allem aber das Gewicht sehr wichtige Kriterien. Ich mag lichtstarke Objektive, am liebsten mit einer Anfangsblende f1.4. Aus diesem Grunde war das Leica APO-Summicron nicht sehr weit oben auf meinem Wunschzettel. Ich gebe zu, auch der Preis des Objektivs hat mich immer etwas irritiert. Besonders in Bezug auf die Anfangsblende habe ich das im Vergleich zum Summilux-M nicht so richtig zusammen bekommen. Ich schielte also immer mehr zu dem Summilux. Aber frei nach dem Motto, was viel kostet, muss viel mehr gut sein, wurde ich natürlich neugierig auf das APO.
Erster Kontakt zum Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0
Bei „neuen“ Produkten, die ich zum testen erhalte, ist „das erste Mal“ immer so ein kleiner Aha-Moment. Wie liegt es in der Hand, wie fühlt es sich an? Beim Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0war das so einer dieser sehr positiven Momente. Ich habe aber ehrlich gesagt hier nichts anderes erwartet. Das Objektiv ist schön klein, mit 400 Gramm nicht allzu schwer, der Blendenring ist angenehm leichtgängig, ohne lose zu wirken, und der Fokusring schön leichtgängig.
Es passt haptisch sehr gut an die Leica M, sieht obendrein sehr gut aus und die Sucherblockage ist zwar da, aber nur sehr gering ausgeprägt.
Gerne mag ich die integrierte Sonnenblende, welche mittels einer ca. 45° Drehung ausgefahren wird. Ich finde die Variante gelungener als die des Summilux 50mm. Bei letzterem muss man die Sonnenblende erst herausziehen und dann mit einer kleinen Drehung in der Endstellung arretieren. Das ganze funktioniert manchmal etwas hackelig. Nichts weltbewegendes, aber bei dem APO ist das eben deutlich smoother und es hält besser in der Endstellung.
Alles in allem ist das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 einfach ein schönes Objektiv, was verdammt gut an einer M aussieht und extrem qualitativ gefertigt zu sein scheint.
APO: Ganz schön scharf
Ich gebe zu, ich musste mich erst einmal schlau machen, was das Kürzel APO eigentlich bedeutet. Bei Elmar Baumann habe ich eine recht eindeutige Definition dazu gefunden.
„Der Apochromatist ein Objektiv, das Licht aller Farben eines Gegenstandpunkts in einem Bildpunkt vereinigt. Er korrigiert die chromatische Aberration. Ist ein Objektiv nichtapochromatisch korrigiert, vereinigen sich verschiedene Lichtfarben in geringfügig unterschiedlichen Bildpunkten, die vor oder hinter dem Sensor (Film) liegen. Ein Apochromat bildet deswegen schärfer ab. Bedeutend ist die apochromatische Korrektur hauptsächlich bei Teleobjektiven, dort wirkt sich die unterschiedliche Lichtbrechung stärker aus wegen des längeren Lichtwegs bis zum Sensor (Film).Ich finde, das hört sich vielversprechend an. Okay, ich könnte hier jetzt über Schärfe und Fotografie philosophieren und das dies ja alles nicht so wichtig ist und überhaupt. Tatsächlich muss ich aber sagen, ich mag scharfe Objektive. Das soll nicht heissen, dass dies für mich das Argument für ein Objektiv ist oder nicht, aber wenn die Schärfe da ist und auch der Rest stimmt, dann nehme ich das gerne mit.“
Und das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 liefert hier ordentlich ab. Das APO will am liebsten bei Offenblende genutzt werden, und ich habe keinen Unterschied zwischen der Bildmitte und den Rändern in der Schärfeebene erkennen können. Ich habe mich bei dem APO sogar dazu verleiten lassen, mal in die 200% Vergrößerung zu gehen, und ich war wirklich erstaunt bei einigen Bildern. Ich will das einmal an einem Portrait verdeutlichen. Danke an Tobias Schult für die Aufnahme. Wir saßen neulich zusammen und diskutierten über eben das APO, als er mich fotografierte.
Ich war ehrlich gesagt nicht schlecht erstaunt, als ich das sah. So habe ich das bislang noch bei keinem Objektiv gesehen. Ich hatte Anfangs gar nicht gemerkt, dass ich in der 200% Ansicht war. Erst bei anderen Bilder fiel mir das dann auf.
Aber die Schärfe eines Objektivs ist ja nur die halbe Wahrheit. Mindestens genauso wichtig sind mir der Schärfeabfall sowie das Bokeh.
Bokeh
Das APO-Summicron enttäuscht hier nicht. So gar nicht! Es begeistert! Aber so richtig.
Ich würde mich tatsächlich nicht so sehr als Feinschmecker bezeichnen, gebe ich zu. Ich bin auch mal von leichter Kost begeistert. Aber ich erinnere mich gut, als ich das APO zum ersten Mal in der Hand hatte und ein Foto damit gemacht habe. Ich traf einen Leser unseres Blogs und einen mir mittlerweile sehr sympathischen Menschen. Er hatte an seiner Leica M10 dieses M-APO-Summicron 50mm 2.0 und ich machte damit ein Portrait von ihm. Schon auf dem Display erinnere ich mich, dass ich das Ergebnis sofort als etwas Besonderes für mich bewertete. Ich erinnere mich auch, dass ich darüber recht erstaunt war, da ich über das Display eher nur sowas wie die Schärfe beurteile. Hier war das aber so ein ‚Oh, woow!‘ Erlebnis, als ich aufs Display schaute. Ich muss sagen, dass ich das so sehr selten erlebt habe, also dass ich beim Blick aufs Display der Kamera schon merke, wie ich ins Schwärmen komme.
Das Zusammenspiel von der Schärfeleistung, der Abfall eben dieser sowie die Art und Weise, wie das Bokeh wirkt, machen ja letztlich den Charakter eines Objektivs aus. Das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 leistet hier in allen drei Punkten meiner Meinung nach wirkliche Spitzenleistung.
Das Leica-M-APO-Summicron 50mm 2.0 schafft in meinen Augen den Spagat zwischen Perfektion und Charakter wirklich sehr gut. Es wirkt definitiv nicht klinisch perfekt, ist aber eben perfekt abgestimmt und schafft es so, eine ganz besondere und spezielle Signatur zu kreieren.
Fazit
Wenn man im Netz ein wenig nach dem Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 sucht, findet man viele Lobgesänge auf dieses Objektiv. Es wird als das beste 50mm Objektiv im Kleinbildbereich bezeichnet, das es gibt. Es heisst aber, dass die Kamera, die das volle Potential des APOs ausschöpfen kann, erst noch erfunden werden muss. Es wird oft und viel vom sogenannten Mittelformat Look gesprochen.
Ganz ehrlich? Ich kann dazu kaum was sagen. Ich kann das schwer beurteilen. Einfach, weil ich nicht alle 50mm Objektive oder alle Kameras kenne, auch weiß ich nicht so richtig, was mit dem Mittelformatlook eigentlich genau gemeint ist. Ich kann nur beurteilen, was ich in den paar Monaten, in denen ich das Objektiv jetzt von FOTO-GÖRLITZ zur Verfügung gestellt bekommen habe, gesehen habe.
Das Leica APO-Summicron-M 1:2/50 mm ASPH. ist ein absolutes oberhammerspitzenmäßiges Objektiv! Es ist scharf wie kein anderes Objektiv, was ich im Bereich 50mm bisher kennenlernen durfte. Der Schärfeabfall und das Bokeh sind wirklich wunderschön, und in Kombination mit der Schärfe bedient es auch moderne hochauflösende Sensoren ohne Probleme. In diesem Punkt glaube ich sogar, dass das APO ein Objektiv ist, das einem Besitzer lange erfreuliche Ergebnisse sichern wird, auch wenn die Sensoren immer hochauflösender werden. Neben Schärfe und Bokeh weiß es eben durch seine apochromatische Bauweise auch mit nahezu allen Lichtsituationen perfekt umzugehen. Hier könnte der geneigte Leica Freund vielleicht ein ganz klein wenig eben die Imperfektionen vermissen oder vermuten, es wäre ein Glas ohne Charakter. Ich empfinde das ganz und gar nicht so.
Ich finde das Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 hat einen ganz besonderen einmaligen Look. Ich kann das gar nicht genau beschreiben, vielleicht ist das ja der Mittelformatlook, den alle meinen?! Auch die Größe und das Gewicht sind nicht zuletzt in Anbetracht seiner optischen Leistung wirklich genial! Es ist kleiner als ein Summilux-M 50mm 1.4 und nur wenig größer als ein Summicron-M 50mm. Die integrierte Sonnenblende ist super und es macht insgesamt einfach Spass, mit diesem Objektiv zu fotografieren.
Ich hatte es zu Anfang geschrieben, ich kenne fast alle Leica 50er und ich mag das APO von allen mit Abstand am liebsten. Es ist kleiner und leichter als das Noctilux, hat aber diese eigene, sehr besondere Signatur. Es ist schärfer als das Summilux und hat dennoch ein ähnlich schönes und weiches Bokeh wie eben das Lux. Ich gebe zu, ich bin geneigt, dem Leica M-APO-Summicron 50mm 2.0 das Prädikat perfekt zu geben. Mich stört hier tatsächlich noch nicht einmal, dass es „nur“ eine Anfangsblende von f2.0 hat. Bei f1.4 hätte ich zwar auch nicht „buuh“ gerufen, aber das APO hat so eine schöne Signatur und Farbwiedergabe, dass es diesen vermeintlichen Nachteil voll ausgleicht. Zumal es dann wahrscheinlich auch wieder größer und schwerer geworden wäre, und da meine M10 recht akzeptable Ergebnisse bei HighISO produziert, ist dies auch kein Argument gegen die f2.0.
Es hat in meinen Augen (subjektiv) tatsächlich nur einen Nachteil, aber dies ist bei vielen Leica Produkten der Fall: Sein Preis.
Wer beim Kauf Geld sparen möchte, schaut sich am besten die Angebote von FOTO-GÖRLITZ an: