Von der Leica Camera AG in Wetzlar bekam ich die Gelegenheit das Leica SL 75mm 2.0 APO Summicron vor der Veröffentlichung zu testen. Niemand hat mir vorgeschrieben, dass ich etwas darüber schreiben oder gar was ich schreiben soll. Von daher kann man diese Einschätzung von mir als unabhängig und persönlich einstufen. Nicht leugnen kann ich aber, das ich schon immer von Leica Produkten überzeugt und fasziniert bin und oft positiv darüber berichte. Ich lasse es mir aber auch nicht nehmen kritische Dinge darüber zu schreiben, wenn ich es so empfinde. Im übrigen bekomme ich kein Geld von Leica um die Dinge zu testen. Auch gehen alle Testobjektive immer wieder zurück nach Wetzlar.
Für das SL 75mm 2.0 APO Summicron hatte ich leider nur knapp 3 Wochen Zeit. Genau genommen über Weihnachten 2017. Das mir vorliegende Objektiv, war schon ein Release Candidate. Also ein Objektiv was praktisch schon fertig entwickelt ist und nur auf die Serienproduktion wartet. Das Objektiv fühlt sich genauso an wie alle bisherigen SL Objektive. Alles sehr geschmeidig mit minimalen Spaltmaßen und schönem Finish. Der Fokusring fühlte sich ein wenig straffer an als die bisherigen SL Objektive, aber das ist kein Nachteil.
Besonders interessiert mich bei Objektiven aber was sie leisten. Wie sie abbilden und was wirklich hinten als Datei/Bild herauskommt. Ich sage ja schon lange, was M Fotografen nicht hören möchten. Die M Objektive sind ohne Zweifel alle toll und sehr kompakt. Aber was die reine Abbildungsqualität betrifft, spielen für mich die SL Objektive in einer anderen Liga. Ich besaß und besitze immer noch M Objektive und möchte sie nicht missen, aber aus meiner jetzigen Erfahrung und Vergleichen heraus, kann ich nur sagen, dass die SL Objektive alles bisherige in den Schatten stellen. Das klingt drastisch, ist aber so. Leica wird das im Marketing nicht groß vermarkten dazu ist die M Fangemeinde zu groß und ein zu wichtiger Umsatzbringer für Leica. Ein wenig Schade finde ich es schon, denn die SL hat sicherlich eine deutlich größere Bekanntheit verdient. Leider findet man auch keinerlei Objektivtests, von den großen Testseiten im Internet. Hier würde man deutlich sehen wo der Hammer hängt.
Immer wenn ich die Gelegenheit habe, vergleiche ich mal mit Nikon oder Canon, aber eben alles nur recht einfach. Aber die Ergebnisse sind deutlich für jeden erkennbar. Und ich bleibe dabei. Wenn mehr Leute wirklich mal eine SL System verwenden könnten, dann würden viele anders über Leica denken. In der aktuellen Wahrnehmung im Internet und in den Medien wird Leica gerne als überteuertes Luxusprodukt hingestellt. Aber wer mal ein paar Wochen mit der Leica SL fotografiert und deren Objektive fotografiert hat, der weiß das Leica ganz weit oben mitspielt und fast schon ein Alleinstellungsmerkmal hat. Die Messlatte für das SL 75mm 2.0 APO lag schon sehr hoch, bevor es überhaupt erhältlich war. Zum einen wurde in Interviews von Herrn Karbe zur letzten Photokina deutlich gesagt, dass hier etwas Besonderes kommen soll. Eine kleine Revolution im Objektivbau. Er sprach davon, dass man Blende 2.0 Objektive bauen möchte, die aber den Look eines Blende 1,4 haben sollen.
Auch war ein Ziel endlich kleinere SL Objektive zu bauen. Was die reine Größe betrifft, ist das Leica auf jeden Fall gelungen. Das SL 75mm 2.0 ist wirklich handlich und im Vergleich zu den bisherigen SL Objektiven fast schon klein. Zusammen mit der SL hat man fast schon eine kleine Sony mit einem kompakten Objektiv in der Hand. Viel Kleiner und handlicher als jede Spiegelreflex. Da ist sie, die kompakte SL mit passenden Objektiven.
Optische Eigenschaften
Autofokus
Was viele vermutlich brennend interessiert ist das Thema Autofokus. Das SL 50mm 1.4 Summilux steht zurecht in der Kritik einen langsamen Autofokus zu haben. Leica hat schon beim SL 24-90mm bewiesen, dass es schneller geht. Spannend war natürlich wie sich das SL 75mm 2.0 APO Summicron verhält. Aufjedenfall ist der Autofokus sehr gut und deutlich schneller als der vom SL 50mm 1.4. Man kann ihn sogar für normale Verfolgungen (AFc) nutzen. Der AF ist schnell, präzise und funktioniert klaglos. Wie schon geschrieben muss man oft das kleine AF Feld nehmen, da man sonst nicht präzise scharf stellt. Scharfstellen wird trotz aller Hilfen (Fokuspeaking, verschiedener Messfelder und AF) zu einer Herausforderungen. Um bei Porträts wirklich die Pupille scharf zu stellen und nicht die Wimpern, ist einige Übung notwendig. Schließlich bewegt sich der Fotograf und das Model geringfügig. Um wirklich perfekt scharfe Bilder mit dem Objektiv zu erzeugen muss man alle Regeln der Kunst drauf haben. Kurze Belichtungszeiten (1/125 sec. Reicht nicht immer), ruhig stehen, AF Messfeld perfekt platzieren und mehrere Bilder hintereinander machen.
Bildausgabe
Alle Bilder habe ich als Screenshot von einem 4K Monitor erzeugt. Die Vergrößerungsansicht ist nicht wie üblich eine 100% Ansicht, sondern eine 200% Ansicht. Seit ich alles auf einem 4K Monitor anschaue, erkenne ich die Schärfe besser bei 200%. Es klingt verrückt und ganz schlimm nach Pixelpeeperei, aber so kann ich ganz gut erkennen wie die Qualität ist. Oftmals geht auch 300% in der Ansicht noch gut. Unglaublich aber wahr. Natürlich ist es wie mit allem. Bessere Sensoren, bessere Objektive und bessere Monitore treiben die Qualität in immer höhere Sphären und man beschäftigt sich irgendwann mit Bildfehlern die früher so nicht existierten. Man fragt sich schon wohin soll das alles führen. Im Endeffekt bleibt immer noch das Bild, dessen Aussagekraft und Wirkung auf den Betrachter. Stimmt alles das, ist es egal mit was es gemacht wurde. Und doch ist für mich gerade das die Faszination der Fotografie. Aussagekräftige Bilder gepaart mit einer technischen und optischen Perfektion.